Deutschland ist mehrfacher Weltmeister - in verschiedenen Sportdisziplinen wie auch in anderen Wettbewerben, die Vergleiche verlangen. Dazu gehört natürlich die Wirtschaftsleistung der Deutschen und im Speziellen der Im- und Export von Gütern und Waren. Gerade bei den Ausfuhren hat sich Deutschland jahrelang als weltweiter Spitzenreiter einen Namen gemacht. Doch vor einiger Zeit musste die Bundesrepublik den Titel Exportweltmeister an China abgeben. Und dennoch zeigt sich die deutsche Wirtschaft in bester Ausfuhrlaune, wenn auch mit Aussicht auf Eintrübung. Weniger Ausfuhren und dennoch auf gutem Kurs Die deutschen Exportumsätze sanken im Juni im Vergleich zum Mai um 1,2 Prozent. Dennoch lagen sie 3,1 Prozent über dem Wert des Vergleichszeitraums des Vorjahres. Insgesamt setzten deutsche Firmen über 88 Milliarden Euro im Ausland um. Bevorzugte Handelspartner waren hier die Länder der EU. Knapp 54 Milliarden betrug der Wert der exportierten Güter in EU-Länder im Juni. Dies ist ein Plus von 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch die Importe aus der EU zogen an. Mit gut 50 Milliarden Euro waren es 11,4 Prozent mehr als im Juni 2010. Die Geschäfte mit Handelspartnern außerhalb der EU, also in erster Linie die USA und China, waren ebenso von Antrieb und gutem Plus gekennzeichnet. Die Exporte legten um gut 1,3 Prozent zu. Eine saubere Bilanz? Insgesamt stehen deutsche Unternehmen und ihre Waren also gut dar, sei es im Sinne der Ausfuhr wie auch des Imports. Dass vor allem die Einfuhr stärker als der Export zugelegt hat, sehen viele Experten als Zeichen dafür, dass der Faktor Binnennachfrage weiter an Wichtigkeit gewinnt. Dies ist eine Entwicklung, die der deutschen Wirtschaft und deren Wachstum mehr Unabhängigkeit vom Export verschafft. Betrachtet man, dass einige Länder der EU mit großen Löchern im Haushalt und Schuldenbergen zu kämpfen haben und als Folge dessen gigantische und harte Sparkurse die Segel in Richtung Wirtschaftsabschwung setzen lassen, ist die Konzentration auf die inländische Nachfrage zumindest ein gutes Polster. Schließlich müssen auch die USA als einer der größten Exportkunden Deutschlands außerhalb der EU ein unermessliches großes Schuldenloch stopfen. Sobald hoch verschuldete Staaten zu sparen beginnen, sind Programme und Darlehen für Unternehmen kaum noch zu erwarten, wie auch Konsumenten sparen werden und müssen. Dies drosselt die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen. Folglich nimmt auch die Produktion ab. Sofern jedoch die Nachfrage im Inland dank stabiler Konjunktur weiter steigt oder zumindest nicht stagniert, wird auch der Import von Waren nach Deutschland weiter anziehen. Aber auch die Ausfuhr bleibt auf hohem Niveau: So sieht der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) e. V. momentan höchstens Sand im Getriebe des Wirtschaftsmotors Deutschland. Damit sich das zeitweilige Stottern nicht zu einem Getriebeschaden größeren Ausmaßes entwickelt, mahnt nicht nur Anton F. Börner, Präsident des BGA, dass vor allem die Politik klare Zeichen setzen müsse, um mit Hinblick auf Schulden- und Währungskrise deutlich zu machen, dass alle an einem Strang und den sprichwörtlichen Karren ohne Motorschaden aus dem Sumpf ziehen wollen. Marcello Buzzanca |
TAM-Wochenblatt Ausgabe 23 KW 32 | 11.08.2011 |
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